Was bedeutet Ihnen diese Figur
Willenbrock?
Das war eine rundum positive Erfahrung, zum einen weil Willenbrock mal
kein Polizist war... ( lacht ), zum anderen konnte ich hier eine ganze
Spannbreite von Gefühlen zeigen. Der Film handelt von Menschen, die alltäglich
sind, von Leuten, die man im Publikum wiederfinden kann. Es ist ein Film,
der in diese Zeit paßt, die doch von vielen Ungewißheiten geplagt wird.
Willenbrock ist anfänglich ein relativ erfolgreicher Mensch, der dann
aber durch die Störungen von außen aus dem Ruder läuft. Man kennt das
doch, diese Haltung: Das passiert allen, nur mir nicht.
Und wie nah war Ihnen dieser lebensfrohe Autohändler?
Ich habe darüber nachgedacht, wie glaubwürdig und nachvollziehbar die
Figur ist: Es ist ein Mann um die 40, vielleicht mit ein bißchen Torschlußpanik.
Ein Mann, der sich beweisen will, daß er immer noch ein ganzer Kerl ist
und Anziehungskraft hat. Er ist ja mit seiner Frau sehr glücklich. Er
liebt sie und sagt es auch immer wieder. Seine Sinnkrise, die hier in
die gesellschaftliche Unsicherheit eingebettet ist, konnte ich mir durchaus
vorstellen. Aber diese Krise habe ich hinter mir, hoffentlich.
Dies ist der vierte Film mit Andreas Dresen, aber
Sie haben diesmal anders gearbeitet.
Andreas Dresen und ich sind ansonsten große Freunde der Improvisation,
weil dadurch oft eine wunderbare Lebendigkeit entsteht. Diese Möglichkeit
ergab sich hier gar nicht. Wir arbeiteten auf der Grundlage von großer
Literatur, die im Grunde keiner Ergänzung bedarf. Und die Szenen im Drehbuch
waren dann so genau gearbeitet, daß die einzelnen Situationen schon so
viel Farbe, soviel Kraft enthielten, dass hier nicht mehr viel gemacht
und vor allem nicht improvisiert werden mußte.
Markiert dieser Willenbrock auch für Ihre persönliche
Laufbahn eine neue Qualität?
Das wird sich zeigen, ich bin da immer eher schüchtern. Das würde
ich gern anderen zu überlassen. Ich versuche, möglichst tief in die Figur
einzusteigen und möglichst viel von ihrer Gefühlswelt zu zeigen. Mehr
kann ich nicht tun. Für mich ist es dabei immer sensationell gut, mit
Dresen zusammenzuarbeiten. Bei ihm hat man immer die Möglichkeit zu probieren,
Fehler zu machen, was gar nicht so selbstverständlich ist. Er ist jemand,
der auch am Set Einflüsse, die von außen kommen, zuläßt, manchmal geradezu
einfordert.
Wieder spielen Sie einen Mann aus dem Osten, diesmal
in Magdeburg...
Wir erzählen doch zuallererst von einem Mann, der scheinbar rundherum
glücklich ist, dem alles gelingt und der dann tiefe Verunsicherung erfährt.
Darauf konzentrieren wir uns, und das macht die Geschichte universell.
Meiner Meinung nach war auch HALBE TREPPE schon keine ausschließliche
Ost-Geschichte. Natürlich ist Magdeburg gut gewählt, eine Stadt, die selbst
auch ganz gut in Schwung gekommen ist. Es hätte aber auch ein Autohändler
aus Lübeck sein können, auch da fände man dieses Umfeld, es ist definitiv
keine Ostgeschichte.
In WILLENBROCK findet man bei allen Unterschieden
zu den vorangegangen Filmen doch auch diesen Humor wieder, der für das
Gespann Dresen-Prahl so typisch geworden ist.
Wir versuchen, immer Humor einzubringen, denn der Film soll auch
unterhalten, man will Gefühle hervorrufen und das Deutlichste dieser Gefühle
ist nun mal das Lachen, denn es äußert sich spontan und hoffentlich lautstark
– wohingegen das Weinen sich ja eher diskret vollzieht.
[Quelle: Delphi Vilmverleih GmbH]
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